Was angeboten wird...

Arbeitsgruppen:

 
Thema: Kognitive Grammatik (von Ronald W. Langacker)
Beschreibung: Das Modell der Kognitiven Grammatik (KG) wurde 1987 von Roland W. Langacker in Foundations of Cognitive Grammar vorgestellt. Die Hauptthese dieses Modells ist, dass die Sprache sich in ihrer Natur von den allgemeinen kognitiven Prozessen nicht unterscheidet. Sie kann nur dann adäquat beschrieben werden, wenn diese Prozesse berücksichtigt werden. KG betont die semiotische Funktion der Sprache und weitet sie von den Lexemen auf die grammatische Konstruktionen aus. Die AG wird sich auf drei wesentliche Aspekte der KG konzentrieren:
1. Der Begriff der Einheit
2. Wortklassen
3. Grammatische Konstruktionen
Da das Modell der Kognitiven Grammatik ein sehr weitläufig (und oft schwammig) ist, können die oben genannten Aspekte nur oberflächlich behandelt werden.
Wer? Szymon Slodowicz (Kiel)

Thema: Die Sprachen Taiwans (mit Schwerpunkt auf den Formosasprachen)
Beschreibung: Taiwan ist eine Insel mit circa 23 Millionen Einwohnern, die eine komplexe sprachliche Situation aufweisen: Neben den Formosa-Sprachen der Ureinwohnern, die der austronesischen Sprachfamilie angehören, werden vor allem sinitische Sprachen - Mandarin, Taiwanesisch (ein Dialekt des Southern Min) und Hakka - gesprochen. Obwohl bis zu einem gewissen Grad auch auf die sinitischen Sprachen Taiwans eingegangen werden wird, sollen in dieser AG vor allem die austronesischen Sprachen Taiwans vorgestellt werden, von denen die meisten mit ihrem Fokussystem ("Philippine-style focus system") ein sehr interessantes syntaktisches Phänomen aufweisen.

Geplante Gliederung:
1. Einleitung
2. Sprachliche Vielfalt auf Taiwan
2.1. Ethnische Gruppen
2.2. Ureinwohner: "Neun Stämme" und "Pingpuzu"
2.3. Ausblick
3. Sinitische Sprachen Taiwans (Mandarin, Taiwanesisch/Hoklo, Hakka)
4. Austronesische Sprachfamilie
4.1. Verbreitungsgebiet und zugehörige Sprachen
4.2. Herkunft der Austronesier
4.3. Austronesisches Fokussytem ("Philippine-style focus system")
Wer? Christopher Schmidt (Kiel)

Thema: Kategorisierung durch Familienähnlichkeiten
Beschreibung: Die Frage, wie der Mensch Teile seiner Umwelt zu Kategorien zusammenfasst, gehört zu den zentralen Problemen der Semantik. Der traditionellen Auffassung, dass diesen Teilen ein charakteristisches Merkmal gemeinsam sein müsse, trat Ludwig Wittgenstein mit seinem Konzept der 'Familienähnlichkeiten' entgegen. Von diesem beeinflusst entwickelte Eleanor Rosch die Idee des 'Prototypen'. Alle drei der miteinander konkurrierenden Modelle versuche ich zu beschreiben, Fokus und Ausgangspunkt sind jedoch die Familienähnlichkeiten. Wittgensteins Maxime "Denk nicht, sondern schau!" steht symptomatisch für eine Semantik, die ihre Fragen empirisch zu lösen versucht. Mit den Teilnehmern der AG ist deshalb ein kleines Experiment geplant, das natürlich die Kategorisierung zum Thema hat.
Wer? Sebastian Nagel (München)

Thema: Der Ergativ als 'Ärgativ' - Vorstellung des Phänomens der Ergativität unter Berücksichtigung einiger 'Problemfälle'
Beschreibung: In dieser AG soll dem aus dem indogermanischen Sprachraum bekannten nominativisch-akkusativischen Modell der Aktantenmarkierung das der ergativischen Markierung gegenübergestellt werden. Ziel ist es, anhand von Sprachbeispielen eine Grobeinordnung des Phänomens zu ermöglichen und verschiedene Erscheinungsformen von Ergativität (syntaktische, morphologische Ergativität usw.) gemeinsam zu erarbeiten. Besonderes Augenmerk soll dabei auf einige 'verzwickte' Konstruktionen gelegt werden, deren Verständnis anfänglich oft Schwierigkeiten bereitet.(Erinnert sei hier nur an einige Diskussionen bei der Saarbrücker StuTS;-))
Dadurch ist diese AG als differenzierte Einführung in die Problematik der Akkusativität und Ergativität auch für Nicht-Typologen, die typologisches Grundwissen erwerben wollen, geeignet.
Wer? Eva Anderl (München)

Thema: Lebenswelten und phonologische Komplexität
Beschreibung: Workshop zur Frage: Wie beeinflusst die Umgebung eine Sprechergemeinschaft die phonologische Komplexität ihrer Sprache?
Anstatt eine rein monologische Belehrung über phonologische Systeme abzuhalten, möchte ich diesmal meine AG lieber als buchstäbliche ARBEITS-Gruppe anbieten. D.h., unsere Erkenntnisse über mögliche Zusammenhänge zwischen phonologischer Komplexität und diversen außersprachlichen Faktoren (wie z.B. geographische Umgebung oder Lebensweise einer Population) sollen mit Hilfe von Sprachatlanten gruppenweise erarbeitet werden.
Das Ergebnis unserer Recherche wird innerhalb der AG zusammengefasst und anschließend im Plenum vorgestellt.
Mein Workshop richtet sich prinzipiell an alle Interessierten, jedoch wären Grundkenntnisse wie z.B. aus einer Einführung oder einem Proseminar zur Phonologie von Vorteil.
Wer? Sarah L. Bürsgens (München)

Thema: Bairisch als 'Fremdsprache'
Beschreibung: In diesem Kurs soll die Phonologie und Morphosyntax des dialektalen Bairischen aus einer eigenständigen typologischen Perspektive (also unabhängig vom Neuhochdeutschen) dargestellt werden. Dadurch soll den Teilnehmern einerseits aus einer unvoreingenommenen Perspektive ein systematischer Überblick über die linguistische Struktur des Bairischen gegeben werden, andererseits kann man hier auch einfach einen Eindruck davon bekommen, wie Bairisch tatsächlich klingt. Besonderen Wert werde ich dabei auf die Morphologie und Kategorialtypologie des Verbalkomplexes legen.
Als regionale Variante habe ich meinen Heimatdialekt im nördlichen Landkreis Pfaffenhofen gewählt; daneben sollen jedoch gleichwertig Varianten aus anderen Regionaldialekten herangezogen werden.
Der Vortrag ist für alle Interessenten offen.
Wer? Roland Hemmauer (München)

Thema: Possession und Existenz. Zu den Zusammenhängen von Possessions- und Aktantenmarkierung in den Mayasprachen in arealer und diachroner Hinsicht
Beschreibung: Die formale Gleichheit zwischen der Ergativmarkierung und der Possessivmarkierung durch pronominale Klitika (Reihe A) im Sinne des head-marking ist im Maya auffällig. Dadurch ist die Verbal- und die Nominalmorphologie durch große Ähnlichkeit gekennzeichnet. Die zweite Reihe, die eine statisch-patientive Verwendung hat, hängt eng mit den teilweise noch belegten freien Pronomina zusammen. Die funktionale Verteilung ergibt, sofern man im verbalen Bereich bleibt, ein grundlegend ergativisches Verhalten (S=O; A). Dieses wird an einigen Stellen durchbrochen. Beide pronominalen Elemente scheinen an den Verbalkomplex klitisiert zu sein, also aus einem ursprünglichen dependent-marking-System herzurühren. Dabei stehen die beiden pronominalen Reihen in einem suppletiven Verhältnis, das sich in der Rekonstruktion nicht morphologisch auflösen lässt.
Das Verhältnis von Ergativität und Possession steht in einem wichtigen Zusammenhang mit der Entwicklung verschiedener Arten des Splits. Ein wichtiger Schritt bei der Weiterentwicklung des Verbalkomplexes war häufig die Nominalisierung (häufig im Zusammenhang mit Subordination). Diese hat dann zur Personalmarkierung die Possessionsmarkierung benutzt. Dadurch hat sich nach verbaler Reanalyse die possessiv-ergativische Reihe der pronominalen Klitika (A) auch auf die Intransitivität, also das S, ausgebreitet, woraus dann eine scheinbare Akkusativität resultiert. Die sehr schwach ausgeprägten Wortartengrenzen im Maya begünstigen diese Entwicklung.
In diesem Vortrag soll sowohl auf die Einbettung dieser Phänomene in das mesoamerikanische Areal, in welchem die Mayasprachen eine zentrale Rolle spielen, eingegangen werden, als auch historisch Perspektiven in der Entwicklung dieser Zusammenhänge innerhalb der Mayasprachen gezeichnet werden.
Einige Vorkenntnisse im typologischen Bereich, insbesondere im Feld Akkusativität/Ergativität müssen vorausgesetzt werden. Sind diese nicht vorhanden, so wird der vorherige Besuch der AG von Eva Anderl empfohlen.
Wer? Jürgen H. Schweitzer (München)

Thema: Der praktische Umgang mit der Keilschrift
Beschreibung: Diese AG gliedert sich in 3 Punkte:
1) Einführung in die Keilschrift. Wer hat sie wo, wann und für welche Sprachen benutzt, wie schaut sie aus, wie hat sie sich entwickelt und wie funktioniert sie.
2) Aspekte, warum es für Sprachwissenschaftler, die sich mit Keilschriftsprachen intensiv beschäftigen wollen, unerlässlich ist, die Schrift zu erlernen.
3) Die Keilschrift ist eine dreidimensionale Schrift. Original und Umschrift sehen sich für darin Ungeübte nicht sonderlich ähnlich. In einer kleinen Übung kann jeder Teilnehmer an der AG an Hand einer Zeichenliste eine kleine Keilschrifttafel selbst anfertigen. Der Vergleich der fertigen Tafeln untereinander und mit der Zeichenliste wird uns dann viele offene Fragen bezüglich der Keilschrift (Warum war ein so kompliziert scheinendes System so praktisch; warum gibt es Probleme bei der Transliteration, etc.) quasi von selbst beantworten.
Wer? Florian Herzing (München)

Thema: Standardisierungs- und Verschriftungsprobleme des Masirischen (Berberischen) in Marokko
Beschreibung: Die Masiren (Berber) engagieren sich seit lagem für die Anerkennung ihrer Sprache "Tamazight" in den Verfassungen Marokkos und Algeriens. Seit den sechziger Jahren verschriften junge Masire ihre Sprache mit Hilfe des masirischen (das Libysch-Berberische), des arabischen und des lateinischen Alphabets.
Weder Marokko noch Algerien haben großes Interesse an der Verschriftung und Standardisierung des Masirischen gezeigt. Für beide Staaten ist das Arabische die einzige Staatsprache, und beide Staaten investieren sehr viel in die Arabisierungspolitik. Französisch spielt im Hintegrund eine wichtige Rolle für die Eliten beider Länder. Die Mehrheit der Marokkaner und Algerier sprechen aber entweder Masirisch oder Magrebinisch (Marokkanisch und Algerisch). Die Masiren arbeiten derzeit an der "Rettung" ihrer Sprache/Sprachen und suchen Antworten auf Fragen der Standardisierung und Verschriftung.
Das Ziel der AG ist es, einerseits einen Überblick über die Sprachverhältnisse in Marokko und Algerien zu vermitteln, anderseits einige Probleme und Aspekte der Standardisierung und Verschriftung für das Masirische mit den Teilnehmern zu besprechen. Ein Überblick über die Grammatik des Masirischen kann, bei Bedarf, vermittelt werden.
Wer? Mohand Sroub (Münster)

Thema: Phonetische Parameter der klischeehaft schwulen Sprechweise
Beschreibung: Wir stellen anhand einiger Hörbeispiele unsere Untersuchung zur klischeehaft schwulen Sprache vor. Dabei versuchen wir, konsistente Merkmale für diesen impressionistischen Höreindruck zu identifizieren und mit vorhandener Sekundärliteratur zu vergleichen.
Wer? Oliver Niebuhr & Karita Guzik (Kiel)

Thema: StuTS-Org und StuTS im Internet
Beschreibung: Traditionellerweise setzen wir uns in dieser "Meta-StuTS"-AG mit der Planung, Organisation und Gestaltung der StuTS auseinander.
Die AG soll dem Informationsaustausch zwischen ehemaligen und zukünftigen Organisatoren fördern und darüber hinaus allgemeine Diskussionen zur StuTS ermöglichen.
In diesem Jahr möchte ich außerdem die Auswertung der Online-Umfrage vorstellen und mit Euch Wege finden, das Internet-Angebot der StuTS entsprechend zu optimieren.
Wenn noch Zeit ist, möchte ich auch ein weiteres Projekt vorstellen, das Vergangenheit und Zukunft der Tagung in sich vereint.
Wer? Jan Wohlgemuth (Münster)

Thema: Zur Semantik und Typologie von attributiven Possessiven
Beschreibung: Die Bedeutung von "Possessivität" ist nicht leicht zu fassen. Intuitiv glaubt jeder zu wissen, was damit gemeint ist; dennoch gehen zahlreiche linguistische Beschreibungen das Problem von der falschen Seite an, nämlich von der Syntax. Wenn wir attributive Konstruktionen betrachten, stellen wir fest, dass häufig der sprachspezifische syntaktische Begriff "Genitiv" mit den semantischen Termini "Possessiv" oder "Possessor" gleichgesetzt wird, was unweigerlich zu Widersprüchen führen muss, da Genitive auch in zahlreichen nicht-possessiven Ausdrücken Verwendung finden.
In dieser AG geht es um außerlinguistische, umgangssprachliche sowie formale (Montague-artige) Definitionen der verschiedenen Facetten von "Possessivität". Dabei werden uns Begriffe wie "(un)veräußerlicher Besitz" sowie zahlreiche Sprachen mit, ohne oder zumindest mit stark "deformierten" Genitiven begegnen.
Wer? Arndt Riester (ehem. Amsterdam)